Schlagzeilen können jemanden vernichten

Eine junge Frau gönnt sich in ihrem arbeitsreichen Leben ein Tanzvergnügen und verliebt sich dort in einen Mann. Sie verbringen in ihrer Wohnung die Nacht miteinander, doch morgens ist er verschwunden. Stattdessen steht die Polizei vor der Tür, denn der junge Mann wird als Straftäter gesucht. Nun steht sie plötzlich im Fokus der Öffentlichkeit, geradezu am Pranger. ‚Die verlorene Ehre der Katharina Blum‘ von Heinrich Böll erschien 1974, ein Jahr später genial verfilmt von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Angela Winkler spielt die Hauptrolle der 27-jährigen über die die Nachbarn tuscheln: ‚Schau mal, das ist sie‘. Böll beschrieb damals sehr drastisch die Methoden der BILD-Zeitung, ohne diese zu nennen. Doch jeder weiß, wer die großen Schlagzeilen bringt, die einen Menschen regelrecht zerstören können. Wie potenziert ist diese Macht längst durch das Internet, auch durch die sogenannten sozialen Medien. Noch leichter als zu Bölls Zeiten ist es möglich, einer Person durch verkürzte oder gar falsche Aussagen über sie schwer zu schaden. Man denke nur an Kasia Lenhardt, die Ex-Freundin des Fußballprofis Jérôme Boateng, die sich offenbar aus solchen Gründen das Leben nahm. Viele weitere, nicht so prominente Menschen haben ein ähnliches Schicksal erlitten oder erleiden es. Wir müssen aufpassen, was wir schreiben und sagen und auch was wir glauben. ‚Die verlorene Ehre der Katharina Blum‘ können Sie übrigens hier in Berlin gerade als Theaterstück erleben – in der Vagantenbühne, zu sehen wieder am 11. April.

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