Das Tübinger Modell

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Das Tübinger Modell. Mensch Mahler am 05.01.2022

 

Tübingen ist in aller Munde. Sei es die Ärztin Lisa Federle, die in der 2. und 3. Corona-Welle in keiner Talkshow fehlen durfte oder der ewige Provokateur Boris Palmer, der die Respektlosigkeit gegenüber den Etablierten im Blut hat. Sein Vater Helmut Palmer, der „Remstalrebell“, ist vor Jahrzehnten auf den Wochenmärkten des Ländles mit markigen Sprüchen und radikalen Thesen aufgefallen. Das erledigt jetzt Sohn Boris, der mal als Tübinger Stadtscheriff, mal als Befürworter des sozialverträglichen Frühablebens von älteren Corona-Erkrankten oder mit Äußerungen über schwarzfahrende Migranten auffiel. Auch die Enteignung von leerstehendem Immoblienbesitz brachte Palmer ins Spiel. Den Grünen wurde ihr Vorzeige-Bürgermeister bald lästig. Ein Parteiausschlussverfahren wurde Ende letzten Jahres angestrengt. 

Aber Palmer sieht das sportlich. Und landet den nächsten Coup, der ihm diesmal mit Sicherheit Punkte bringen wird: 

Ab 2021 gibt es in Tübingen ein Pfand auf Einwegverpackungen. 50 Cent für den Kaffeebecher to go, ebenso für Einweggeschirr und Einweg-Speiseverpackung. 20 Cent fürs Besteck kommen obendrauf. Recht so. Mehr als 700.000 Euro pro Jahr zahlt die Stadt für die Beseitigung der Verpackungen. Pädagogik funktioniert nur über den Geldbeutel. Ich bin mir sicher, dass ab sofort Tübingen zur Stadt der Mehrwegkaffeebecher wird, die immer bei sich getragen werden. Und noch ein Wort zu den Grünen: Wenn ihr den Palmer rausschmeißt, dann nehmt ich Euch den letzten Klartextredner. Das hat die Grünen einmal ausgemacht. Bevor sie zur kompromissbereiten Regierungspartei wurden. Aber ganz richtig: Dabei stört so einer wie Palmer nur. 

 

 




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